Weihnachtself in Ausbildung - Eine freche Adventsgeschichte
Weihnachtself in Ausbildung
Eine freche Adventsgeschichte
von Aniela Ley
Für Mia, leidenschaftlicher Buchwurm
„Du weißt aber schon, dass diese Elfentüren voll Kleinkind sind. Oder, Ella?“
So, wie Sophie-Lena mich anschaute, war das keine Frage. Für sie stand fest, dass die aufgeklebte weihnachtlich rote Minitür an meiner Zimmerwand nur was für Windelträger war. Und damit hochnotpeinlich. Jedenfalls wenn man fast elf Jahre alt ist und sich mit seinen Freundinnen nicht mehr zum Spielen, sondern zum Chillen trifft.
Ich mied Sophie-Lenas Blick und nestelte an den Bändern meines Hoodies herum.
Genau dieser Hoodie hatte überhaupt erst dafür gesorgt, dass ich von Sophie-Lena – aka das coolste Mädchen meiner Klasse – bemerkt wurde. Ich war zu Beginn des neuen Schuljahres für sie und ihre Freundinnen nichts als Luft gewesen.
Allerdings stand Sophie-Lena auf Hip-Hop. Ein dicker Pluspunkt für mich! Ich war nicht nur mit ihr in einer Tanzgruppe, sondern hatte eben auch seit Kurzem diesen superguten Hoodie im Graffiti-Look.
Der Hoodie war ein Trostgeschenk von meiner Mama, weil ich an der neuen Schule seit Monaten unglücklich war. Und weil zu allem Übel auch noch meine langen Haare abgeschnitten werden mussten. Wie durch Zauberhand war Kerzenwachs vom Adventskranz in meine Haare geraten. Da hatte nur noch die Schere geholfen. Den unfreiwilligen Cut hatte ich bloß überlebt, weil Bobs gerade total in waren.
Der neue Haarschnitt und mein lässiger Look hatten Sophie-Lena wohl dazu gebracht, sich für den Nachmittag mit mir zu verabreden. Sie wohnte zwar im gleichen Block, aber mir war es bislang so vorgekommen, als lebten wir in komplett verschiedenen Welten. Ich hatte selbstgebackene Vanillekipferl auf meinen Schreibtisch gestellt und Apfelpunsch in eine Thermoskanne gefüllt. Seit heute Morgen fiel der erste Schnee – und auch wenn Weihnachten für Leute in unserem Alter nicht mehr die ganz große Nummer war, wollte ich es für uns so gemütlich wie möglich haben.
Es war auch gar nicht schlecht gelaufen.
Zumindest bis Sophie-Lena die rot lackierte Elfentür in meiner Zimmerecke entdeckt hatte. Die klebte dort schon seit Ewigkeiten oder vielmehr seit der Zeit, als ich noch auf so einen Blödsinn reingefallen bin.
Die Elfentür war eines Tages plötzlich dagewesen. Groß wie eine Schokoladentafel und mit einem goldenen Griff. An ihm hing ein winziger Adventskranz. „Dahinter wohnt ein Weihnachtself“, hatte meine Mama behauptet. Ich hatte ihr natürlich geglaubt. Von meinem Bett aus habe ich dann stundenlang die Tür beobachtet, in der festen Überzeugung, dass gleich ein Elf mit Zipfelmütze, ein fröhliches Weihnachtslied pfeifend, hindurchhüpfen würde.
Nun, einige Jahre später, hatte die Elfentür nicht ohne Grund Staub angesetzt: Sie wurde von niemandem benutzt. Weil es keine Elfen gab. Sie war nur ein albernes Ding vom Weihnachtsmarkt, mit dem kleine Kinder in Adventsstimmung versetzt werden sollten. Jetzt erwies sie sich allerdings als fieser Fallstrick, wegen dem meine neue Freundschaft mit Sophie-Lena gleich eine Bruchlandung machen würde.
Ich musste sofort ein Ablenkungsmanöver starten!
„Hast du auch eine Morgenroutine?“, fragte ich. „Mir ist das voll wichtig. Ich habe mir dafür sogar einen Spezialplatz eingerichtet.“
Einen Moment lang schaute Sophie-Lena noch abgeturnt auf die Baby-Elfentür, dann zuckte sie mit der Schulter. „Klar habe ich eine Morgenroutine, sogar eine zehnstufige mit mindestens je zwei Produkten.“
Okay, ich wusste nicht mal, dass es überhaupt so viel verschiedenes Zeug im Drogeriemarkt gab. Aber das musste ich ja nicht zugeben.
Entschlossen schob ich Sophie-Lena vor meine Schrankwand (auch nicht unbedingt die angesagteste Zimmereinrichtung) und öffnete eine Doppeltür. Dahinter hatten bislang meine Bücher und Comics gestanden. Doch die hatten unters Bett umziehen müssen.
Im Schrank befand sich nun ein kleiner Standspiegel umringt von Trockenblumen, einem Parfümflakon, den meine Mutter bislang nicht vermisste, ein Trockenhaarshampoo mit einem Regenbogen auf der Verpackung und eine Schimmerlotion für die Beine. Die hatte mir mein Papa nur gekauft, weil man jetzt im Winter damit ohnehin nichts anfangen konnte. Insgeheim hoffte er, dass ich bis zum Sommer das Interesse an so einem „Firlefanz“, wie er es nannte, verloren haben würde.
Von wegen.
Ich liebte die Lotion und schmierte sie in Minimengen auf meinen Handrücken, der dann zart glitzerte. Keine Ahnung warum, aber das bereitete mir das gleiche selige Glücksgefühl wie Schokoeis mit geschmolzenen Marshmallows.
Das Highlight in meinem Beauty-Schrank war jedoch ein Lipgloss mit einer Ananas als Kappe.
So mega!
Ich war regelrecht ausgeflippt, als ich das Lipgloss entdeckt hatte. Und weil Nikolaustag gewesen war, hatte es als beste Überraschung ever in meinem Stiefel gesteckt. Für einen Augenblick hatte ich sogar wieder an den Nikolaus geglaubt, so hin und weg war ich gewesen.
Genau auf dieses Ananas-Lipgloss zeigte ich jetzt stolz.
„Ach das“, sagte Sophie-Lena mit gelangweiltem Profiblick. „Das Ananas-Teil war limitiert und total schnell weg. Ist so semitoll vom Geschmack her und der Glanz hält nicht.“
Fand ich nicht. Andererseits kannte ich ja nur dieses eine Lipgloss. „Ich mag die Verpackung“, wich ich deshalb aus.
Sophie-Lena nickte. „Die ist süß. Aber weißt du, was richtig supersüß ist?“
„Was denn?“ Ich musste achtgeben, vor Aufregung nicht rumzuhibbeln. Damit hätte ich bloß verraten, dass ich nicht wirklich Ahnung von Beauty-Sachen hatte. Wenn allerdings jemand Bescheid wusste, dann ja wohl Sophie-Lena mit ihren immer glänzenden Haaren und den angesagten Sommersprossen. Ich hatte mir mal Tupfen mit Mamas Lippenstift gemacht und bin dann im Treppenhaus angesprochen worden, ob ich Röteln hätte. So viel dazu.
Sophie-Lena schaute mich abwägend an. So, als sei sie unsicher, ob sie mir, der bislang als öde geltende Ella Dusemann, solche heißen Insider-Informationen anvertrauen konnte. Dann holte sie aus ihrer Tasche ein Lipgloss mit einer pink-grünen Hülle hervor.
„Kenne ich“, stellte ich fest.
„Nee, kennste nicht“, behauptete Sophie-Lena. „Das ist eine Spezialausgabe, bei der bleiben die Lippen stundenlang glänzend, egal ob du ein Eis isst oder so. Von dieser Edition gibt es nur ganz wenige, die waren sofort ausverkauft. Aber meine besten Freundinnen haben dank mir alle so ein Superglanz-Gloss.“
War ja klar. Ich hatte das natürlich nicht. Wenn überhaupt, war ich bloß eine Anwärterin auf eine Freundschaft mit dieser Mädchenclique.
„Klingt gut mit dem Dauergloss.“ Hoffentlich kam das so rüber, als habe ich Ahnung.
Sophie-Lena lächelte mich an. „Klingt nicht nur so, es ist auch voll genial. Bei meinen Lippen brauche ich es allerdings nicht mehr, die glänzen inzwischen auch so. Ich schleppe das Gloss nur rum, weil es eben so mega cool ist. Aber du könntest so ein bisschen Glanz gebrauchen. Wenn du weißt, was ich meine.“
Ich war mir nicht sicher, was ich von der Frage halten sollte. Also nickte ich bloß.
„Schade, dass diese streng limitierte Auflage schon futsch ist.“ Sophie-Lena litt mit mir, das war ihr anzusehen. „Aber wenn du magst, können wir tauschen. Ich bekomm die Ananas und du das gleiche Gloss wie meine anderen besten Freundinnen. Was meinst du?“
Das klang gut! Oder? „Tja, vielleicht.“ Mehr brachte ich nicht raus. Ich wollte auf keinen Fall irgendwas falsch machen, obwohl ich nicht wirklich Lust auf dauerglänzende Lippen hatte.
Doch für Sophie-Lena reichte mein „Vielleicht“. Sie nahm sich mein Ananas-Lipgloss und legte dafür ihr Superglossy-Gloss in meinen Schrank.
„Echt, du wirst total toll damit aussehen“, versicherte sie mir. „Ich muss jetzt los, wir sehen uns dann morgen in der Schule.“
Womit das wohl das offiziell kürzeste Chillen aller Zeiten gewesen war.
Sophie-Lena hatte es so eilig, aus meinem Zimmer zu kommen, dass sie es kaum noch schaffte, mir ein „Tschüss“ zuzurufen. Dann war sie auch schon weg. Zurück blieb nur ein Hauch Kokosduft mit Pfirsich.
Ich stand da.
Einfach nur so.
Mein neues Lipgloss auszuprobieren hatte ich keine Lust. Kein Stück. Ich wollte nicht einmal über die kleine Tube nachdenken. Ohnehin machte sich ein seltsam flaues Gefühl in mir breit. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich noch anfangen zu heulen. Und dann würden meine Eltern angerannt kommen und wissen wollen, was denn nur los sei. Das wollte ich auf keinen Fall.
Trotzdem musste etwas passieren. Sofort!
Das seltsame Gefühl verwandelte sich in etwas Heißes und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich fühlte mich mies, so richtig schlimm mies. Und schuld daran war nur diese verflixte Elfentür! Die hatte mich vor dem tollsten Mädchen meiner Klasse wie ein Baby aussehen lassen. Und genau so hatte Sophie-Lena mich auch behandelt. Wie ein Baby.
Kein Wunder, dass sie abgehauen war. Wer will schon mit jemandem chillen, der noch an Weihnachtselfen glaubt?
Mit aller Wut, die ich aufbringen konnte, sauste ich rüber zur Elfentür, bereit, sie von der Wand zu reißen. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie etwas so verachtet wie diese bekloppte Elfentür.
Ich ließ mich auf die Knie fallen, streckte meine Hände aus – und zog sie wieder zurück. Weil ... Wie soll ich es sagen ...? Das klingt jetzt sicherlich verrückt, aber die rote Tür mit dem Miniadventskranz öffnete sich.
Ungläubig blinzelte ich.
Tatsächlich, die Tür ging auf und dahinter leuchtete ein warmes Licht. Als läge dort ein Zimmer. Dann erlosch es und im nächsten Moment trat ein Weihnachtself durch die Tür.
Ich ging zumindest davon aus, dass es sich um einen Elfen handelte.
Er sah nämlich aus wie ein Junge in einem tannengrünen Look und wadenhohen Stiefeln. Allerdings ragten da eindeutig Zipfelohren aus seinem nougatfarbenem Fransenhaar und er war nur etwas mehr als handgroß. Trotzdem musste er den Kopf einziehen, als er durch die Tür trat. Mit einem Rums zog er sie hinter sich zu und schloss mit einem goldenen Schlüssel ab, den er danach achtlos über seine Schulter warf.
Wütend vor sich hinmurmelnd überprüfte er die Gurte seines Rucksacks, ehe er aufblickte – und mich ansah.
So ganz direkt.
Anstatt sich vor mir zu verstecken oder sich in eine nach Zimtschnecken duftende Glitzerwolke aufzulösen, stemmte er angriffslustig seine Hände in die Hüften. Das machte sonst immer nur unsere Nachbarin, wenn ich zu laut durchs Treppenhaus polterte.
„Ist nicht dein Ernst, dass du mich ausgerechnet jetzt bemerkst“, maulte der Elfenjunge.
Falls jemand damit gerechnet hat, dass Elfen glockenklare Stimmen haben, muss ich ihn enttäuschen. Statt fröhlich hell zu zwitschern, brummte er miesepeterig wie mein älterer Bruder Karl. Was ihn nicht unbedingt sympathisch wirken ließ.
„Was heißt denn hier bemerken?“, sagte ich nicht weniger schlecht gelaunt. „Ich kann mich nicht erinnern, dich in mein Zimmer eingeladen zu haben.“
Der Elf (der übrigens keinen lustigen Hut mit Glöckchen trug) krauste seine Stupsnase. „Ach ja? Und warum hast du dann eine Tür eingebaut, wenn du keinen Elfenbesuch haben willst? Oder hast du gehofft, dass da in der Heiligen Nacht ein Troll durchkommt und dir als Überraschung unters Bett pinkelt?“
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“ Mal davon abgesehen, dass es komplett irre war, mit einem Elfen zu streiten. Und dazu noch mit einem, der sich so unverschämt aufführte. „Das ist bloß eine Papptür vom Weihnachtsmarkt, da soll überhaupt keiner durchkommen. Und erst recht keiner, der seine Blase entleeren will.“ Nur damit das klar war.
„Papptür. So ein Unsinn.“ Der Elf schnaufte verächtlich. „Dahinter liegt meine Gesellenstube. Beziehungsweise lag. Vergangenheitsform, wenn du verstehst. Weil ich nämlich hinschmeiße. Ich mag ein Weihnachtself in Ausbildung sein, aber so etwas muss ich mir nicht bieten lassen. Unsereins arbeitet im Geheimen – einverstanden. Aber trotzdem habe ich Respekt für meine Arbeit verdient. Was bekomme ich stattdessen? Nichts als Missachtung. Von meiner ausbleibenden Bezahlung ganz zu schweigen.“
„Was denn für eine Bezahlung?“ Auch wenn das alles nur Blödsinn war, machte ich mir langsam Sorgen. Dieser Elf sah ernsthaft angesäuert aus.
„Na, die Kekse natürlich. Ganz am Anfang stand hier noch eine Schale mit Weihnachtsplätzchen, aber danach musste ich mich von angebissenen Riegeln und Krümeln aus deinem Schulranzen ernähren. Von dem Glas Milch, das mir ebenfalls zusteht, ganz zu schweigen.“
„Hör mal, ich bin schon viel zu alt für Elfentüren. Und deshalb habe ich auch keine Lust, hier Milchgläser aufzustellen. Am Ende stolpere ich noch über die“, verteidigte ich mich.
„Das ist eine Kackeinstellung“, erklärte mir der Elf allen Ernstes. „Wenn man sich so aufführt, darf man sich anschließend auch nicht beschweren, dass da kein Elf für weihnachtliche Stimmung sorgt.“
„Wann hast du hier denn mal für weihnachtliche Stimmung gesorgt?“ Eine berechtige Frage. Falls es nämlich mal Weihnachtszauber in unseren vier Wänden gegeben hätte, der über die Dekokünste meiner Eltern hinausging, hätte ich das auf jeden Fall mitbekommen.
„Genau das meine ich ja mit Missachtung! Dabei habe ich mir dauernd so viel Mühe gegeben“, beschwerte sich der Elf, der mich immer mehr an meinen Bruder Karl erinnerte. Gegen den war auch kein Ankommen, der drehte sich die Dinge ständig so, wie es ihm passte.
„Nenn mir ein Beispiel“, schlug ich vor. Dabei versuchte ich nicht darüber nachzudenken, dass ich wie ein Kleinkind vor der Elfentür hockte. Wenn Sophie-Lena zurückkam und mich so erwischte, dachte sie noch, ich würde damit spielen. Dann würde es mir auch nichts helfen, wenn ich was von einem mordsfrechen Elfenjungen erzählte, der mir meine Schokoriegel stibitzt.
Nachdenklich kratze sich der Elfenjunge am Nacken. „Zum Beispiel war da die Glitzerspur, die ich am Weihnachtsmorgen vor zwei Jahren sorgfältig vor deinem Bett ausgestreut habe. Das war eine Schweinearbeit, jedes einzelne Krümelchen so hinzulegen, dass es richtig Bombe aussieht. Nicht dass du meine Glitzerspur auch nur eines Blickes gewürdigt hättest.“
„Vor zwei Jahren?“, wiederholte ich. „Du meinst den Weihnachtsmorgen, an dem ich direkt nach dem Aufstehen ausgerutscht bin und den Tag in der Notfallaufnahme mit einem verstauchten Handgelenk verbringen durfte?“
Der Elf zuckte die Schultern. „Elfenglitzerstaub besteht nun mal aus magisch gehärteten Eiskristallen. Hätte ich ein Schild mit der Aufschrift ‚Vorsicht, Rutschgefahr!‘ aufstellen sollen? Das hätte doch die ganze Magie zerstört.“
So eine Frechheit! „Ich habe die Weihnachtsferien deinetwegen mit einem geschienten Handgelenk verbracht!“
„Weil du meine Bemühungen immer und immer wieder ignorierst“, ließ der Elf sich nicht beirren. „Genau wie die Sache letztes Jahr. Da habe ich dich jeden Abend mit fröhlichem Glöckchengebimmel auf die Feiertage eingestimmt.“
„O ja, an den Lärm erinnere ich mich“, knurrte ich. „Immer kurz vorm Einschlafen ging das Generve los. Ich habe mich deshalb mit Karl in die Wolle gekriegt, weil ich dachte, dass er mich mit dem Gebimmel ärgern will.“
Doch der Elf hörte gar nicht zu. Der kleine Kerl war viel zu sehr damit beschäftigt, seinem Frust Luft zu machen.
„Und jetzt am letzten Adventssonntag der Höhepunkt der Ignoranz: Ich lasse die Kerzen auf dem Adventskranz besonders hell leuchten, was eine anspruchsvolle Sache ist. Doch statt dass deine Augen vor kindlicher Begeisterung leuchten, hast du bloß rumgejammert, weil deine Haare Wachs abbekommen haben. Gut, vielleicht habe ich es etwas übertrieben und die Kerzen sind deshalb nur so weggeschmolzen. Aber das Licht war ausgesprochen festlich. Das ist es doch, was zählt.“
„Dann habe ich meinen neuen Haarschnitt also dir zu verdanken.“ Hätte ich nicht Angst gehabt, dass ich den Elfen vor lauter Wut zerquetschen könnte, hätte ich ihn mir geschnappt und kräftig durchgeschüttelt.
Statt vorsichtshalber die Flucht zu ergreifen, verbeugte sich der Elf vor mir. „Gern geschehen. Wie du siehst, hast du mir eine ganze Menge zu verdanken. Und ich habe für meine Mühen nicht einen lumpigen Keks bekommen.“
Jetzt gab es zwei Möglichkeiten: vor Wut explodieren und diesen Weihnachtszauber-Looser mit der Zwille in den Winterhimmel schießen. Oder ... Schwamm drüber.
Letztendlich ging es diesem Elfenjungen nicht besser als mir. Wir strengten uns beide mächtig an und schmierten trotzdem ab. Er vergeigte seinen Job, für eine magische Weihnachtszeit zu sorgen. Und ich ... Also, es fiel mir echt schwer, mir das einzugestehen. Aber ich hatte alles gegeben, um die Freundin von einem Mädchen zu werden, das mein Ananas-Lipgloss einkassiert hatte.
„Möchtest du ein Vanillekipferl?“, fragte ich versöhnlich.
Der Kerl stand mit verschränkten Armen und trotzig vorgeschobenem Kinn da. „Wie wäre es mit zwei? Als Wiedergutmachung.“
Ich musste grinsen. „Eineinhalb. Schließlich sind deine Tricks alle komplett in die Hose gegangen.“
„Erwähnte ich schon, dass ich Anfänger bin? Zwei Kipferl – und du hast einen Wunsch bei mir gut. Wolltest du nicht immer schon deinen Namen in Eiskristallen auf deiner Fensterscheibe stehen haben?“
Keine schlechte Idee, überlegte ich, als ich die Plätzchenschale holte.
Ich setzte mich im Schneidersitz vor den Winzling, der seinen Rucksack abgenommen hatte und ihn als Sitzsack benutzte. Während er sich ein Stück Kipferl abbrach und es mit großem Appetit verspeiste, stellte ich fest, dass er - von den spitzen Ohren und den ungewöhnlich großen Augen abgesehen - auch ein ganz normaler Junge zwei Jahrgänge über mir hätte sein können. Und wenn man ihn in die Länge gezogen hätte, wäre er in seinem grünen Wams und der mit Mistelzweigen bestickten Tunika darunter, zumindest bei einer Faschingsparty, nicht groß aufgefallen.
Nachdenklich knabberte ich an meinem Kipferl. „Wohnst du eigentlich in meinem Zimmer, seit meine Mama die Elfentür angebracht hat?“
Sofort zog der Elfenjunge seine scharf geschwungenen Augenbrauen hoch. „Schön wär’s. Wir Weihnachtselfen in Ausbildung sind nur während der Adventszeit in der Menschenwelt aktiv, den Rest des Jahres verbringen wir in den Werkstätten mit Vorbereitungen. Den letzten Sommer durfte ich in der Glöckchenschmiede arbeiten, ich wäre an den Schmelzöfen fast eingegangen. Seitdem bekomme ich Zuckungen, sobald irgendwo ein Gebimmel ertönt. Nicht gerade die beste Voraussetzung für einen Weihnachtselfen.“
„Trägst du deshalb keinen lustigen Hut mit Klimperglöckchen?“ Ich wollte nicht kleinlich sein, aber dieser Weihnachtself sah unvollständig aus.
Das Thema war eindeutig nicht nach seinem Geschmack, so, wie er den Kopf zwischen die Schultern zog. „Ach, dieser blöde Hut. Den hat eure Katze gefressen. Deswegen werde ich mich noch vorm Ausschuss verteidigen müssen. Die sind so was von pingelig, wenn es um Arbeitskleidung geht. Und dabei haben die mich wegen chronischer Erfolglosigkeit ohnehin schon auf dem Kiecker.“
Er war so down, dass er sogar den Kipferlrest in seiner Hand vergaß.
Vom Größenunterschied mal abgesehen, hatten dieser Bursche und ich einiges gemeinsam. Wir waren beide gefrustet von unserem Leben. Ich fand ja auch vieles super, halt nur nicht, dass ich mich in meiner neuen Klasse so alleine fühlte. Und sein Job bestand darin, für Festtagslaune und staunende Kindergesichter zu sorgen. Was nur bedingt klappte. Freundlich ausgedrückt.
Hätte ich einen richtigen, so einen weltbewegenden Wunsch frei gehabt ... Also jetzt nicht geringelte Wollsocken oder eine neue Handyhülle unterm Tannenbaum. Bei so einem richtigen Wunsch hätte ich darum gebeten, dass ich mich rundum wohl fühlte in meiner Haut. Und zwar nicht, weil irgendein cooles Mädchen mich mochte oder ich den angesagten Kram hatte. Sondern einfach, weil ich mir selbst gut aufs Fell gucken konnte. Auch wenn mal ein Witz danebenging oder ich etwas nicht peilte. Dann sollte eine gut gelaunte Stimme in mir sagen: „Ist doch okay. Und weiter geht die wilde Fahrt!“
Wenn ich schon mal darüber nachdachte, dann hatten auch Weihnachtselfen in Ausbildung ein Recht darauf, zufrieden mit sich zu sein. Selbst wenn ein Mädchen sich nicht über eine Glitzerspur freute, sondern darauf ausrutschte.
Kauend schaute ich in den dämmerigen Nachmittagshimmel. Es schneite. Wenn das mal kein Zeichen war!
„Dir und mir täte ein Weihnachtswunder gut“, entschied ich. „Ich könnte mir wünschen, dass du ein Superelf wirst, der mit Tannenbäumen jongliert. Und egal wohin du deinen Fuß setzt, wachsen dort Plätzchen mit Zuckerguss und Marzipankartoffeln. Überall um dich rum ploppen Weihnachtskugeln auf und schwingen sich Girlanden durch die Räume, während im Hintergrund ein Chor singt. Aber bitte nicht nur diese altmodischen Sachen, bei denen ich immer heulen muss.“
Zum ersten Mal tauchte ein Lächeln im Gesicht des Elfenjungen auf. „Dagegen hätte ich nichts einzuwenden. Allerdings funktioniert es so nicht. In meinem Job geht es darum, dir als Inhaberin einer Elfentür die Weihnachtszeit zu versüßen. Was allerdings total nach hinten losging. Ich habe es ja nicht mal geschafft, deiner Katze Goldlametta ins Fell zu knoten, damit die Schnurre festlich aussieht.“
„Dann hast du Socke verschandelt? Und ich hatte mal wieder Karl in Verdacht.“ Sah ganz danach aus, dass ich meinem großen und supernervigen Bruder eine Entschuldigung schuldete.
„Vergiss die Mietze“, winkte der Elfenjunge ab. „Lass mich dir lieber was Weihnachtliches tun. Du hast vorhin so genervt gewirkt, und das in der schönsten Zeit des Jahres. Warum denn?“
Oh, das wollte ich eigentlich lieber vergessen. Andererseits war der Elfenjunge mir gegenüber ja auch ehrlich gewesen. Aber bevor ich ihm von meinem schrecklichen Chill-Nachmittag mit Sophie-Lena erzählte, musste ich dringend noch was wissen.
„Ehe ich dir mein Herz ausschütte, stelle ich mich erst mal vor: Ich bin Ella“, sagte ich feierlich.
„Weiß ich doch“, sagte der Elfenjunge. „Ich hänge schon seit Jahren in deinem Zimmer ab. Ich weiß deshalb auch, dass du so hübsche Kosenamen wie Pestbeule, Dumpfbacken-Ella und Kleine-Nerve-Schwester hast.“
Damit stand fest, dass ich mich unter keinen Umständen bei meinem Bruder für irgendwas entschuldigen würde. Die Schimpfnamen stammen nämlich ausschließlich von diesem Holzkopf.
„Ich wollte eigentlich wissen, wie du heißt“, hakte ich nach.
Der Elfenjunge murmelte etwas Unverständliches.
„Hä?“
Er zog eine Grimasse. „Würdest du mir glauben, wenn ich dir versichern würde, dass Elfennamen absolut geheim sind?“
„Nein“, sagte ich. „Nun rück schon raus mit der Sprache, wie heißt du? Etwa was Weihnachtliches? Christrose, Schneeflöckchen oder Zuckerstange?“
„Ha ha.“
„Schlimmer?“
Seufzend strich der Elfenjunge sich durch sein Fransenhaar, das ruhig mal einen Kamm hätte gebrauchen können. „Meinetwegen verrate ich dir meinen Namen. Aber du musst versprechen, dass du mich nicht auslachst.“
Ich hob feierlich meine Finger zum Schwur.
Trotzdem zögerte der Elfenjunge. „Ach, was soll’s. Ich heiße Hubertus.“
Kreisch! Ich hätte doch bloß nicht gefragt. Jetzt musste ich die Luft anhalten und meine Hände ganz fest gegen meinen Mund pressen, damit ich mein Versprechen bloß nicht platzen ließ.
Der Elfenjunge ... ich meine natürlich Hubertus schaute mich argwöhnisch an. Vermutlich war er solche Reaktionen gewohnt.
Wie hießen wohl die anderen Elfen? Giesela, Detlev-Günter und Ilse?
Es half nichts, ich musste mein Lachen mit einem Hustenanfall kaschieren. „Kekskrümmel in die falsche Röhre bekommen“, keuchte ich.
„Sicher doch“, sagte Hubertus trocken. „Zurück zum Thema. Was war das mit deiner schlechten Laune vorhin?“
Schlagartig war mir nicht mehr nach Lachen zumute. Dann erzählte ich Hubertus von der Sache mit Sophie-Lena und meinem Ananas-Lipgloss.
Der Weihnachtelf saß mit überschlagenen Beinen auf seinem Rucksack und hörte mir aufmerksam zu. „Das Mädchen ist ja wohl eine ganz fiese Möpp, die hat dich ausgetrickst.“
„Ich weiß“, gab ich kleinlaut zu. „Wahrscheinlich lachen mich morgen in der Schule alle aus, weil ich so blöd war. So eine Story ist ein gefundenes Fressen für Sophie-Lena.“
Hubertus tippte mit dem Zeigefinger gegen sein Kinn. „Oder wir schlagen die Lipgloss-Mopserin mit ihren eigenen Waffen. Du hast doch eins von diesen kleinen Dingern, mit denen man Bilder machen kann, oder? Mit dem Gerät bist du doch ständig zu Gange.“
„Hast du mich etwa beobachtet?“ Die Vorstellung gefiel mir gar nicht.
„Soooo spannend ist dein Leben nun auch wieder nicht“, winkte Hubertus ab. „Aber wenn man auf den perfekten Moment für eine Prise Weihnachtszauber wartet, kann man bei Ella Dusemann manchmal ganz schön lange in der Warteschleife festhängen. Jedenfalls machst du jetzt ein Foto von dir, auf dem du richtig breit grinst und glücklich stahlst.“
Obwohl mir das nicht gerade einleuchtete, machte ich ein Selfie von mir.
Hubertus sah es sich mit gerunzelter Stirn an, murmelte etwas und kramte dann in seinem Rucksack. Schließlich zog er ein Fläschchen mit winzigen Eiskristallen hervor. Dieser Glitzer kam mir äußerst verdächtig vor, vermutlich weil ich bereits seine Bekanntschaft gemacht hatte.
„Soll ich Sophie-Lena anlocken, damit sie auf deiner Glitzerspur ausrutscht?“, fragte ich.
„Das wäre auch eine klasse Idee, aber ich habe eine bessere.“
Hubertus entkorkte das Fläschchen und stäubte einen Hauch seines Inhalts auf das Display mit meinem Smiley-Foto. Dabei flüsterte er etwas und ich glaubte, ein feines Klimpern und Klirren zu hören. Jedenfalls hatte die Ella auf dem Foto im nächsten Moment krass glänzende Lippen.
„Hammer“, sagte ich.
Hubertus deutete eine Verbeugung an. „Es ist mir eine Ehre, bei dir für Festtagsstimmung zu sorgen. Und das Bild schickst du jetzt an diese Sophie-Lena mit einem überschwänglichen Dank, weil sie dir das unfassbar tolle Lipgloss gegeben hat.“
So langsam gefiel mir die Sache. Ich tippte – und drückte auf Senden.
Während ich mich noch darüber freute, dass ich morgen in der Schule nicht ganz so dumm dastehen würde wie befürchtet, klingelte es an unserer Wohnungstür.
Hubertus und ich wechselten einen vielsagenden Blick.
„Das ging ja schnell“, sagte der Elf. „Dann gehe ich jetzt lieber in Deckung. Von da oben auf den Kleiderschrank hat man den besten Überblick.“
Witzig, ich hatte in der Zwischenzeit ganz vergessen, dass Hubertus nicht viel größer als meine Hand war. Oder eine Tafel Schokolade. Oder ein Eichhörnchen.
Ich hielt dem Elfenjungen meine Handfläche hin, damit er draufsteigen konnte. Doch der zeigte mir nur einen Vogel und kletterte unfassbar fix auf den Schrank. Gerade noch rechtzeitig versteckte er sich dort oben zwischen einigen Schachteln, als auch schon meine Zimmertür aufging.
Mein Bruder Karl steckte seinen Kopf rein und grinste schief. „Du hast Besuch. Schon wieder.“ Damit ließ er Sophie-Lena ins Zimmer, die er spöttisch musterte. „Lasst mich raten: Nachdem ihr beiden Langeweilerinnen festgestellt habt, dass ihr wunderbar zusammenpasst, wollt ihr euch jetzt gegenseitig die Haare machen.“
„An deine Zotteln würden wir jedenfalls nicht mal mit der Kneifzange rangehen“, ließ ich Karl wissen, bevor ich die Tür vor seiner Nase zumachte.
Karl lachte. Ganz so, als könnte ich sagen, was ich wollte, er würde mich ohnehin nicht für voll nehmen. Aber zum ersten Mal machte mir das nichts aus. Sollte der Blödmann doch denken, was er wollte.
„Sorry, dass ich einfach so reinschneie“, sagte Sophie-Lena. „Aber wegen des Lipgloss‘ ...“
„Das ist so großartig!“, unterbrach ich sie. „Du hast nicht zu viel versprochen, mehr glossy geht nicht. Hab ich nur abgemacht, damit meine Mama das nicht sieht. Aber morgen in der Schule trage ich es auf jeden Fall.“
Sophie-Lena schüttelte den Kopf, dass ihr Haar nur so flog. „Das geht nicht. Weil ... Äh, ich habe die Gloss-Tuben verwechselt und dir aus Versehen ein Lipgloss gegeben, das jemand anderem gehört … Also, meiner großen Schwester. Die will es jetzt unbedingt zurück. Tut mir leid, aber da kann ich nichts machen.“
„Du hast eine Schwester?“, fragte ich. Davon hatte ich ja noch nie was gehört. Ich riskierte einen Blick hoch zum Kleiderschrank, wo Hubertus mir ein Daumen-runter-Zeichen machte. Dieses Märchen glaubte nicht mal der Weihnachtself.
Während Sophie-Lena mir irgendwas über ein Studium weit weg erzählte, weshalb ihre Schwester sonst nie da sei, holte ich ihre Lipgloss-Tube aus dem Schrank. Sie wollte sie sich sofort schnappen, doch ich zog sie zurück.
„Da wäre noch was“, sagte ich, völlig baff, wie lässig ich dabei war.
Mit saurer Miene griff Sophie-Lena in ihre Tasche und holte meine Ananas-Tube hervor. „Das Teil hier bekommst du natürlich zurück.“
Kaum war der Tausch über die Bühne gegangen, drehte sich Sophie-Lena auch schon zum Gehen um.
„Übrigens, in deinen Vanillekipferln ist viel zu viel Zucker drin. Die würde ich an deiner Stelle lieber nicht essen, sonst bekommst du Pickel“, sagte sie zum Abschied.
Ich wollte auch noch was sagen, nämlich: „Vorsicht, Glitzerspur am Boden!“
Aber da rutschte Sophie-Lena auch schon aus, machte eine sehr lustig aussehende Pirouette und schaffte es nur mit viel Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Als sie sich wieder gefangen hatte, warf sie mir einen bösen Blick zu.
„Kein Wort darüber zu den anderen in unserer Klasse“, fauchte sie.
„Am besten erzählen wir einfach niemandem, dass wir uns getroffen haben“, stimmte ich zu.
„Meinetwegen.“ Und damit verließ Sophie-Lena endgültig mein Zimmer.
„Puh“, sagte ich, während ein kichernder Hubertus vom Schrank kletterte. „Da haben wir ja noch mal Glück gehabt, dass Sophie-Lena sich nicht wehgetan hat. Vielleicht solltest du von Weihnachtself auf Scherzkeks umsatteln.“
Mit einem kühnen Sprung landete Hubertus vor mir auf dem Tisch. „Ich finde, ich habe einen erstklassigen Job gemacht. Du lächelst – und glaubst plötzlich an Weihnachtswunder. Und alles nur wegen meines Glitzers. Ich würde sagen, ich bin ein ausgezeichneter Weihnachtself. Und wo das jetzt endlich feststeht, werde ich natürlich bleiben und dir die Festtage rundum verschönern. Was sagst du dazu?“
„Das wir ein tolles Team sind.“ Ich grinste. „Und deshalb werde ich dich ab jetzt bei deinem Weihnachtszauber beraten, damit er nie wieder zur Weihnachtskatastrophe wird. Regel Nummer eins: Kater Socke wird unter keinen Umständen mit Weihnachtsschmuck behängt.“
„Wie langweilig“, sagte Hubertus.
Ich hob den Zeigefinger. „Dafür aber mein Bruder Karl, wenn er schläft.“
„Verstehe.“ Und so sah Hubertus auch aus, denn er grinste von einem Ohr bis zum anderen.
„Regel Nummer zwei: kein Glitzerstaub in der Wohnung - außer, wir beiden wollen Rutschbahn im Flur spielen.“
„Damit zu Regel Nummer drei“, nahm Hubertus den Ball auf. „Kein Zucker in Vanillekipferln für Sophie-Lena, während alle anderen aus deiner Klasse extraleckere Kipferl bekommen. Kann man denen für Sophie-Lena unauffällig Senf beimischen?“
Ich musste lachen. Das klang nach einer Weihnachtszeit ganz nach meinem Geschmack!
„Jetzt brauchen wir nur noch einen passenden Kosenamen für dich, wo du dich zum Bleiben entschieden hast“, sagte ich. „Hubertus geht nämlich gar nicht. Wie wäre es mit Hubs?“
„Sehe ich aus wie ein Hubs? Nur, wenn du Ella-Propeller bist.“
Ich verdrehte die Augen. „Witzbold.“ Dann schenkte ich mir einen Becher vom Apfelpunsch ein und tat einen Schluck in den Ananas-Deckel von meinem Gloss für Hubertus, bevor wir es uns auf meinem Bett gemütlich machten.
„Wir könnten eine ganze Liste mit Weihnachtsschabernack erstellen, mit dem wir unseren Wohnblock so richtig in Stimmung bringen“, schlug ich vor.
Hubertus hatte seine Stiefel ausgezogen, unter denen rot-weiß gestreifte Socken zum Vorschein kamen. Er ließ sich im Schneidersitz nieder und nickte erwartungsvoll.
„So eine Liste wollte ich schon immer anlegen“, sagte er. „Und wenn ich ordentlich ranklotze, dann bestehe ich die Prüfung zum Vollelfen und mach das nächste Jahr einfach Urlaub. Soll sich wer anderes in der Schmiede einen abschwitzen. Wie ist es hier denn so während der schönen Jahreszeit? Ich hätte da nämlich ein paar Ideen, wie man Ostern ganz zauberhaft verschönern könnte. Bunte Eier unterscheiden sich doch im Prinzip nicht groß von Weihnachtskugeln. Und statt Glitzer arbeiten wir mit Blütenstaub. Ich wollte außerdem schon immer mal ein Kaninchen trainieren. Die wären sicher tolle Reittiere, wenn sie nicht gerade im Osterdienst unterwegs sind. Was meinst du?“
Das konnte ja noch bunt werden mit diesem Weihnachtselfen!
Draußen vorm Fenster fiel der Schnee im schnell dahinscheidenden Licht des Tages. Doch das störte mich nicht, in meinem Zimmer war es so gemütlich wie schon lange nicht mehr. Jetzt, da ich jemanden hatte, mit dem die Weihnachtszeit sich von ihrer besten Seite zeigen durfte.